
Fußboden oder Treppe
Möchte man seine Böden oder eine Treppe streichen, gibt es eine Reihe von Dingen, die man beachten muss. Trocknungszeiten, Rolle oder Pinsel, Licht&Luft, Belastbarkeit des Anstrichs, Vorarbeiten, etc.
Wir wollen an dieser Stelle zeigen, was es zu beachten gibt und was die Herausforderung "Boden bzw. Treppe" zu streichen am Ende etwas leichter werden lässt.
Das Wichtigste vorweg
Bedingungen zum Streichen von begehbaren Flächen
Tatsächlich gibt es so manches zu planen. Natürlich beginnt es damit, daß Möbel und Teppiche aus den betroffenen Räumen entfernt werden. Alles, was bewegt werden muss, wird auch für mehrere Tage bis Wochen nicht wieder zurück geräumt werden können. Das hat einen Grund, der weiter unten erklärt wird.
Die zu streichende Fläche muss in beinahe jedem Fall angeschliffen werden. Es spielt keine Rolle, ob der Altanstrich intakt oder schadhaft ist. Auch ein unbehandelter Boden bzw. eine unbehandelte Treppe wird angeschliffen. Die Ausnahme sind Boden- und Treppenflächen, die ausgesprochen rau sind, wie es z.B. ein Estrichboden sein kann.
Ein Anstrich am Boden muss entweder ins Holz einziehen (Holzöle) oder auf der Oberfläche als fester und robuster Film liegen. Dabei bedeutet ein rauer Untergrund, daß ein Öl besser ins Holz einzieht und eine Farbe eine bessere Griffigkeit in der strukturierten Oberfläche findet.

Es ist ein ähnliches Prinzip wie bei einem Klettverschluss, wo beide Seiten ineinander greifen und sich fest verbinden. Eine sehr glatte und bisweilen sogar dadurch glänzende Oberfläche verhindert es, daß ein Flüssigstoff wie Öl, Lasur oder Farbe eine Bindung eingeht. Dadurch kommt es primär zu einer oberflächlichen Trocknung. Durch Abrieb bzw. Belastung wie Möbelrücken, Drehungen auf der Ferse oder Rangieren mit dem PKW in der eigenen Garage wird sich ein angetrockneter Anstrich ablösen können, was auf einer rauen und strukturierten Oberfläche eher nicht passiert.
Daher:
Alle Oberflächen zuvor mit 60er oder max. 80er Körnung anschleifen, wenn es um Boden- und Treppenanstriche geht. Diese Rauhigkeit wird durch einen Anstrich mit Farbe wieder einkassiert bzw. egalisiert, indem die Farbschicht alles wieder glättet.
Ist der Boden oder die Treppe mit einem intakten Altanstrich versehen, ist darauf zu achten, was für ein Typ von Anstrich es ist und welche Bindemittel dieser hat.
Der Typ ist z.B. ein Holzöl, welches im Holz steckt - meistens transparent.
Oder eine Lasur, die auch recht transparent auf der Holzoberfläche liegt und intakt ist, wenn sie noch etwas glänzt bzw. wenn Wasser an der Oberfläche abperlt. Lasuren sind manchmal schwach pigmentiert, wodurch eine Art Tönung des Holzes entsteht.
Oder eine deckende Farbe, die quasi undurchsichtig den Untergrund überdeckt und eine recht dicke Nutzschicht hat.
Bindemittel sind Öle (u.a. im Holzöl), Alkydharze (veresterte Öle) oder Acryl/Acrylat (Kunststoffe). Will man etwas überstreichen, ist es nicht ganz unwichtig zu wissen, was man da gerade überstreichen möchte und - womit man den neuen Anstrich machen kann. Einfach mal was drüber streichen kann bei Unverträglichkeit zueinander böse ins Auge gehen.
Sollten Sie nicht wissen, womit der Boden oder die Treppe gestrichen wurde, finden Sie hier eine Anleitung, wie man das selber ermitteln kann:
schwedischer-farbenhandel.de/Service/Stichwortsuche/#bindemitteltest


Was fehlt noch?
Sauerstoff wird insbesondere von den öl- und alkydharzbasierenden Anstrichen benötigt. Lüften macht dann ebenfalls viel Sinn, aber bitte nur in Form von Stoßlüften (wenige Minuten Durchzug).
Was streiche ich?
Der Untergrund muss geeignet sein
Ist es Estrich/Beton, Metall oder Holz?
Jeder Untergrund hat seine individuellen Eigenschaften, die man berücksichtigen muss. Dazu zählen Trockenheit (trockener Estrich/Beton, trockenes Holz, rostfreies Metall), Sauberkeit (Fette ab- oder herauswaschen, Staub durch Schleifen aufwischen/absaugen) und Zustand evtl. Altanstriche (intakt, abgenutzt oder bereits abblätternd).


Oberflächenstruktur
Jede Art von Anstrich mag eine gewisse Griffigkeit. Auf nicht-saugenden Untergründen wie z.B. Metall oder bereits mit Altanstrichen versehen Bodenflächen sollten daher immer eine raue Struktur bekommen, was oben bereits mit dem Anschleifen / Aufrauen beschrieben wurde.
Ist der Untergrund Saugfähig, wie z.B. alter Estrich oder altes Holz (trockene Substanz), wird ein Anstrich zwar eine rauere Oberfläche bekommen, aber auch eine "durstige". Damit nicht zuviel der zumeist teureren Farbe im Untergrund einsackt und verschwindet, sollte grundiert werden. Diese Grundierung dient der Sättigung und verhindert u.a. das tiefere Eindringen des späteren Anstrichs.
Diese Grundierer sind zumeist Öle bei Holzböden oder Klarlacke auf dem Estrich.
Die Art des Anstrichs
In Deutschland wird ein Boden meistens nur geölt. Viele Maler trauen sich ebenso wenig wie HeimwerkerInnen daran, eine Lasur oder gar eine Deckende Farbe zu verstreichen. Dabei sind die dickeren Anstriche die robusteren und am Ende auch die letzte Konsequenz, wenn ein jahrelang nur geölter Holzboden total ranzig aussieht. Öle ziehen zwar ins Holz ein, bleiben darin aber weiterhin etwas klebrig und bilden in Kombination mit Feuchtigkeiten einen Nährboden für Keime.
Lasuren liegen mehr auf der Oberfläche und bilden eine ganz dünne Schutzschicht gegen Flüssigkeiten und andere Arten der Verschmutzung. Weil sie so dünn sind, tragen sie sich aber schneller ab und müssen später zumeist komplett abgeschliffen werden. Denn:
eine teilweise noch intakte Altlasur und ein abgeschliffener Bereich, wo die Lasur zerschlissen war, wird später sichtbar bleiben, wenn man alles neu überlasiert. Daher wird meistens der gesamte Raum abgeschliffen, um eine einheitliche Optik des Holzes zu erlangen.


Die deckende Farbe ist der dicke Schutzpanzer auf der Oberfläche. Unhübsche Holz- oder Estrichböden werden dadurch gleichmäßig aufgehübscht. Die Struktur des Holzes geht dabei sichtbar verloren, dafür hält eine deckende Farbe aber deutlich länger als dünne Anstriche und verleiht einem Raum einen komplett neuen Look. Die Skandinavier verwenden sehr gerne deckende Bodenfarben.
Eine Zwischenlösung zwischen nicht-deckender Anstrich aber trotzdem robust ist die hier abgebildete Wachslasur bzw. auch Leinölwachs genannt. Die Bedingung ist jedoch ein saugfähiges, blankes Holz, da das enthaltene Leinöl einziehen können muss, ebenso muss der Bienenwachs sich in der Oberfläche des Holzes festsetzen können.
Trocknungszeiten
Gut Ding will Weile haben
Es gibt zwei Arten der Trocknung:
eine oxidative Trocknung oder eine chemische Trocknung.
Natürliche Anstriche, die auf Basis von pflanzlichen Ölen oder Harzen sind, trocknen unter dem Einfluss von Sauerstoff, trockener Luft, Tageslicht und etwas Wärme.
Chemische Trocknung ist z.B. bei den Plastikfarben der Fall, die mit den Bindemitteln Acryl/Acrylat versehen sind. Hier muss zwar auch Wärme und trockene Luft gegeben sein, allerdings ist der Sauerstoff nicht so vorrangig, was auch für das Tageslicht gilt.
Liegende Flächen wie Treppe oder Boden erfahren Belastungen, die durch Möbel oder derbes Schuhwerk ausgelöst werden. Daher ist es enorm wichtig, daß ein Bodenanstrich komplett durchgehärtet ist, ehe man diesen belastet (Möbel oder Teppiche drauf legen) bzw. ein zweites Mal überstreicht. Die Trocknung einer Bodenfarbe kann daher bis zu einer Woche dauern. Begehbar sind die Flächen deutlich früher, wenn der Anstrich nicht mehr klebt. Aber durchgetrocknet, ausgehärtet - das dauert selbst bei optimalen Bedingungen immer einige Tage.

Im Falle einer Treppe ist es Ratsam, jede zweite Stufe zu streichen, damit sie weiter verwendbar bleibt. Markieren Sie begehbare (trockene oder ungestrichene) Flächen durch Post-It´s oder Bücher. Sorgen Sie dafür, daß kleine Kinder oder Haustiere den gestrichenen Bereichen fern bleiben, bis diese begehbar werden.
Testen Sie die Belastbarkeit sowie die Überstreichbarkeit eines Anstrichs mit Ihrem Daumen:
drücken Sie den Daumen für ca. 3 Sekunden fest auf die trockene Farboberfläche. Drehen Sie dann den Daumen, wobei Sie weiterhin Druck ausüben.
Eine durchtrocknete Farbe erkennt man daran, daß der Daumen frei auf der Oberfläche dreht und sich keine Farbschicht mit dem Daumen mitbewegt.
Wer eine schnelle Trocknung benötigt, kann einzig mit 2K-Beschichtungen wie z.B. Epoxydharzen arbeiten. Diese tragen jedoch recht dick auf, wodurch z.B. manche Tür gekürzt werden muss. Durch die enorm schnelle Trocknung von Epoxydharzen ist es zudem wichtig, dieses schon mal geübt zu haben als auch das richtige Werkzeug im Einsatz zu haben.